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Investoren vertrauen hinsichtlich ihrer Finanzen Finanz-Influencern und Freunden

In der Gesellschaft sind heute einige Influencer bekannter als Politiker oder Sportler. Sie haben in den sozialen Netzwerken eine Vielzahl an Followern. Sie teilen Inhalte zu Themen rundum Fashion, Reisen, Sport und Fitness oder auch Inhalte aus ihrem Familienleben. Ihre Follower nehmen sie oft als Meinungsführern wahr. Bewusst oder unbewusst lassen sich die Follower von den Inhalten auf Instagram, TikTok oder YouTube beeinflussen und passen ihre Wahrnehmung sowie Verhaltensweisen durch die wahrgenommene Meinung der Influencer an.

Corona führte zum Hype an der Börse

Seit Beginn der Corona-Pandemie jedoch sind auf den entsprechenden Netzwerken auch Inhalte von Influencern zu erkennen, welche einen bisher noch nicht so thematisierten Bereich an Inhalten für sich entdeckt haben – sog. Finanz-Influencer. Ihre Inhalte bestehen aus mikro- als auch makroökonomischen Themen, welche von Aufklärung über die Bedeutung der Inflation bzw. deren Entstehung über Unternehmensbewertungen bis hin zu Kryptoassets und verschiedene Aktienwerte reichen.

Youtube ist eine beliebte Suchmaschine für Themen rundum Aktien

In den letzten Jahren hat sich die Welt der Finanzen und Investitionen drastisch verändert, insbesondere durch die zunehmende Popularität von Aktien-YouTubern. Diese individuellen YouTuber haben eine große Anhängerschaft gewonnen und bieten ihren Zuschauern fundierte Informationen, Tipps und Strategien zum Thema Aktien und Investitionen.
Aktien-YouTuber haben einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise, wie Menschen ihr Geld investieren und ihre Finanzen verwalten. Mit ihrer Präsenz auf der beliebten Videoplattform bieten sie eine breite Palette an Inhalten, die von allgemeinen Marktanalysen bis hin zu spezifischen Investitionsideen reichen.

Youtuber werden zur Marke

Diese spezielle Art von YouTubern bauen in der Regel eine persönliche Marke auf und schaffen eine Community, die sich auf ihre Expertise und Erfahrung verlässt. Sie sind oft in der Lage, ihre Follower dazu zu ermutigen, bestimmte Aktien oder Anlageinstrumente zu kaufen oder zu verkaufen. Einige von ihnen haben sogar den Ruf, Kursbewegungen zu beeinflussen.
Viele Aktien-YouTuber haben eine bemerkenswerte Erfolgsbilanz bei der Auswahl von Aktien und dem Erzielen von Renditen. Einige von ihnen haben sich auf bestimmte Branchen spezialisiert, wie z.B. Technologie oder Biotech, während andere breitere Investmentthemen abdecken. Bei vielen weiß man aber auch nicht, ob die präsentierten Inhalte die tatsächliche persönliche Performance widerspiegeln.
Einige bekannte Aktien-YouTuber sind beispielsweise Graham Stephan, der eine riesige Fangemeinde von über 2 Millionen Abonnenten hat und über eine breite Palette von Finanzthemen spricht. Andrei Jikh ist ein weiterer bekannter YouTuber, der sich auf Aktien und Kryptowährungen spezialisiert hat. Ein anderer ist Dave Lee, der sich auf den Technologiesektor konzentriert und über die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich berichtet.

Vermeintliche kostenlose Inhalte dienen der Monetarisierung

Einige Aktien-YouTuber verdienen ein erhebliches Einkommenaus ihren YouTube-Kanälen und verwenden auch andere Plattformen wie Patreon, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Darüber hinaus sind viele von ihnen auch Autoren von Bestsellern und betreiben eigene Podcasts.
Es gibt jedoch auch einige kritische Stimmen gegenüber Aktien-YouTubern. Einige argumentieren, dass ihre Analysen oft oberflächlich sind und dass sie dazu neigen, nur positive Seiten bestimmter Aktien zu betonen. Andere befürchten, dass ihre Empfehlungen zu einer Herdenmentalität führen könnten, die das Potenzial hat, Kurse zu verzerren. Demnach sollte man den Inhalten nicht blindlings vertrauen.
Insgesamt haben Aktien-YouTuber zweifellos einen Einfluss auf den Investmentmarkt und bieten eine wertvolle Ressource für diejenigen, die lernen möchten, wie man in Aktien investiert. Es ist jedoch wichtig, ihre Empfehlungen kritisch zu hinterfragen und nicht blind zu folgen, da der Markt komplex und volatil ist und sich schnell ändern kann.

Präsenz bedeutet oft Meinungsführerschaft

Allgemein unabhängig von der Plattform werden Finanz-Influencer anhand ihrer Kenntnisse oder dargestellten Persönlichkeit als Meinungsführer wahrgenommen und üben somit bewusst oder unbewusst Einfluss auf die Entscheidungen ihrer Abonnenten aus. Eine solche Entscheidung kann bspw. ein Kauf oder Verkauf von Aktien, Fonds, ETFs oder Kryptos darstellen. Es kann aber auch eine Versicherung abgeschlossen werden, da ein Finanz-Influencer diese in seinen Beiträgen thematisiert hat. Im Einklang mit dieser Entwicklung steht das gestiegene Interesse der Menschen an der Partizipation an den Kapitalmärkten der Welt. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Deutschland konnte seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein starker Anstieg von Neu-Investoren verzeichnet werden. Insbesondere junge Menschen zeigen ein erhöhtes Interesse an diesem Bereich – also genau jene Gruppe an Menschen, welche ihre Informationen gerne aus den sozialen Netzwerken bezieht. Zum einen ist das Thema nun auch dank der Influencer präsenter in den Medien der jungen Bevölkerung, zum anderen erleichtern Neobroker den Zugang zum Kapitalmarkt.

Studienergebnisse aus einer Befragung von 1.546 Investoren

Diese Entwicklungen von einer immer größer werdenden Anzahl von Finanz-Influencer-Konten als auch das gestiegene Interesse am Kapitalmarkt wurde jüngst in einer Befragung zum Anlass genommen, die Eigenschaften von jenen Investoren zu eruieren und insbesondere zu analysieren. Die Befragung fundiert mit einer Stichprobengröße von 1.546 Investoren auf einem entsprechenden Umfang.
Anhand der durchgeführten Befragung konnten spannende Ergebnisse erzielt werden. So stellen sich die überwiegende Mehrheit der Investoren als männlich im Alter von 26 bis 35 Jahren dar, welche mit einem Berufsschul- (16%), einem Bachelor- (32%) oder einem Masterabschluss (27%) ein relativ hohes Bildungsniveau aufweisen. Das mittlere Nettoeinkommen der Investoren liegt bei 2.500 bis unter 3.000 Euro monatlich und das mittlere bereits investierte Gesamtvermögen bei einer Höhe von 25.000 bis unter 50.000 Euro. Ihr Investment stellt die Mehrheit der Investoren mit Aktien (94%) sowie Fonds bzw. ETFs auf (86%). Ein großer Anteil diversifiziert zusätzlich in Kryptowährungen (43%). Ebenfalls äußerst spannende Ergebnisse erzielten die von den Investoren in Anspruch genommenen finanziellen Ratschläge – so wurde festgestellt, dass die Investoren kaum mehr eine professionelle Beratung wie bspw. durch eine Bankberatung in Anspruch nehmen (7%), sondern sich viel mehr auf Informationen des sozialen Umfeldes, ob auf der Arbeit oder im Familien- bzw. Freundeskreis sowie auf die sozialen Netzwerke, verlassen.Insbesondere Ratschläge aus den sozialen Netzwerken ziehen mit 63% mehr als jeder zweite Investor für finanzielle Themen in ihre Informationssuche mit ein. Weitere wichtige Quellen für finanzielle Ratschläge stellen der Freundeskreis (35%), der Arbeitskontext (22%) sowie das familiäre Umfeld (20%) dar. Weiterhin wurde festgestellt, dass fast 70% der Investoren die Märkte tendenziell eher als fair wahrnehmen, während der kleinere Anteil mit 30% diesen skeptisch gegenübersteht. Diese subjektive Einschätzung geht auch mit der Beantwortung der Frage hinsichtlich der Angst Opfer eines Anlagebetruges zu werden einher, indem dies lediglich von der Minderheit mit knapp 10% befürchtet wird. Mit diesem Stimmungsbild steht auch das wahrgenommene Kontrollgefühl der Investoren in Einklang, welche sich mit rund 93% in ihren finanziellen Entscheidungen als sicher beschreiben. Hinsichtlich des Vertrauens gegenüber der Beratung in der Bank wurde bereits deutlich, dass nur knapp 7% einen solchen zu Rate ziehen. Die Frage hinsichtlich des Vertrauens diesem gegenüber begründet nun, warum dies so ist, denn die große Mehrheit von rund 84% vertraut diesem nicht. Es ist weiterhin festzuhalten, dass ein Großteil der befragten Investoren Finanz-Influencer sowie deren auf sozialen Netzwerken geteilte Inhalte als glaubwürdig und kompetent wahrnehmen.

Studie: Mehr als die Hälfte der befragten Investoren ist risikobereit

Hinsichtlich der Risikoeinstellung ist festzuhalten, dass lediglich ein verschwindend geringer Anteil dieser mit 0,5% laut eigener Einschätzung keine Risiken bei ihren Anlagegeschäften eingehen. Die große Mehrheit der Investoren gehen mit 56% durchschnittliche Risiken ein. Bemerkenswert ist, dass mit fast 40% ein ebenfalls sehr großer Anteil der Befragten in einer Selbsteinschätzung angaben, überdurchschnittliche Risiken in Erwartung der Erwirtschaftung von höheren Renditen einzugehen.

Die finanzielle Bildung der befragten Investoren steht im Einklang mit dem relativ hohen Bildungshintergrund, indem ein gutes Niveau dessen vorliegt. Dieses Ergebnis geht mit der subjektiven Selbsteinschätzung der Investoren bezüglich ihrer Finanzkenntnisse einher. Dies führt zu einer sehr geringen gemessenen Selbstüber- bzw. Unterschätzung in der Stichprobe. Hinsichtlich der Relev

anz verschiedener Anlageaspekte konnten ebenfalls spannende Ergebnisse eruiert werden, indem sich die Aspekte der Kurssteigerungen für die befragten Investoren mit insgesamt 92% sowie der Dividendenzahlungen mit 77% als eher bis sehr wichtig darstellen, während die Nachhaltigkeitsaspekte für die meisten Befragten eher unwichtig sind (62%). Für lediglich 13% der Befragten stellen sich die Dimensionen der Nachhaltigkeit für ihre Finanzanlage als mindestens wichtig dar. Bezüglich der Einschätzung über eine Beeinflussung von Finanz-Influencern hinsichtlich der eigenen Investitionsentscheidungen konnte unter den Investoren festges

tellt werden, dass mit einer großen Mehrheit von knapp 79% diese zumindest vielleicht beeinflusst wurden. Ein Großteil mit über 30% und fast 23% gaben an, definitiv hinsichtlich ihrer Investitionsentscheidungen beeinflusst worden zu sein. Lediglich 4,7% stritten eine Beeinflussung durch Finanz-Influencer entschieden ab.

Männer sind affiner für Inhalte im Netz

Im Rahmen der Analyse konnte zudem eruiert werden, welche Faktoren sich als ausschlaggebend für eine Beeinflussung durch Inhalte von Finanz-Influencern darstellen. So konnte eine stärkere Beeinflussung insbesondere dann festgestellt werden, wenn die Investoren männlich sind, einer konventionellen Beratung in der Bank weniger vertrauen und keine finanziellen Ratschläge von Familienmitgliedern in Anspruch nehmen. Hier agieren ggf. die Inhalte der als kompetent wahrgenommenen Influencer als ein Ersatz für die Informationsbeschaffung, welche unter Umständen sonst in privatem oder auch professionellem Umfeld der Bank durchgeführt wird.
Eine weitere Eigenschaft, welche sich auf eine verstärkte Beeinflussung auswirkt, stellt als wichtigster Faktor die wahrgenommene Kompetenz und Glaubwürdigkeit der Finanz-Influencer dar. Aber auch eine grundsätzliche Beeinflussung durch Influencer-Marketing in anderen Lebensbereichen sowie einer gering wahrgenommenen Fairness der Märkte stellen weitere Eigenschaften dar, welche die Wahrscheinlichkeit hinsichtlich der Beeinflussung durch Finanz-Influencer erhöht. Wie erwartet stellt die Charaktereigenschaft der Tendenz zum Herdenverhalten und dem Nachahmen vom Verhalten anderer Marktteilnehmer ebenfalls eine statistisch höchst signifikante Einstellung des Investors dar, welche zu einer stärkeren Beeinflussung führt. Daraus kann geschlossen werden, dass jene Investoren sich nicht nur von Handelsaktivitäten Dritter oder des Gesamtmarktes beeinflussen lassen, sondern diese Verhaltenseigenschaft zu einem zusätzlichen nachahmenden Verhalten der Aktivitäten von Finanz-Influencern führt. Des Weiteren konnte zusätzlich festgestellt werden, dass eine risikoaverse Einstellung ebenfalls zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit führt. So lässt sich wie vermutet ein Investor, welcher eine geringere Risikofreude aufweist, ebenfalls mit einer höheren Wahrscheinlichkeit durch Inhalte von Finanz-Influencern auf den sozialen Netzwerken beeinflussen. Dies kann ggf. damit erklärt werden, dass sich ein risikoaverser Investor gerne an Informationen und Handelstätigkeiten Dritter orientiert, um vermeintliche Risiken einer selbstständigen Informationssuche und Investitionsentscheidung zu umgehen, da er die Empfehlungen oder Inhalte von Finanz-Influencern als rationalere Informationsquelle wahrnimmt. Dies würde mit dem Befund einhergehen, dass jene Investoren, welche Finanz-Influencer als glaubwürdig und kompetent befinden, sich stärker von den Inhalten dieser beeinflussen lassen. So konnte zudem auch ein Zusammenhang von der Relevanz verschiedener Anlageaspekte mit der Beeinflussung durch Finanz-Influencer eruiert werden – Unter den befragten Investoren erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dessen, wenn diese Dividendenzahlungen als relevant und Nachhaltigkeitsaspekte als weniger relevant einschätzten.
Hervorzuheben sind zudem jedoch zusätzlich jene Faktoren, welche sich als nicht signifikant darstellten. Diese sind vor allem die sozioökonomischen Faktoren wie das Alter, das Bildungsniveau, die Einkommenshöhe oder die Höhe des investierten Vermögens. So kann geschlussfolgert werden, dass das Phänomen der Finanz-Influencer einen Schnitt durch die Gesellschaft erreicht und in ihrem Investitionsverhalten beeinflusst und nicht wie erwartet jene Investoren, welche vorwiegend einen hohen Bildungsabschluss aufweisen oder ein hohes Einkommen erzielen.

Letztlich hängt der Aktien-YouTuber und Finfluencer auch monetär von seiner Community ab

So kann finalisierend festgehalten werden, dass aus jenen Ergebnissen sowohl Investoren als auch die Finanz-Influencer selbst Erkenntnisse für ihr weiteres Handeln ableiten können. So erscheint es für den Finanz-Influencer selbst als wichtigstes Gut seinen Abonnenten eine hohe Glaubwürdigkeit zu vermitteln, um als kompetent wahrgenommen zu werden. Hierfür sollten Inhalte verschiedene Aspekte des Sachverhalts beleuchten und ohne Versprechen auf hohe Renditen ausgestattet werden. Auf der anderen Seite sollte dem Investor, welcher sich auf sozialen Netzwerken informiert, klar sein, dass dies als ergänzende Informationsquelle dienen kann, er sich jedoch weiterhin über andere Kanäle über Sachverhalte informieren und diese kritisch hinterfragen sollte, da nicht jeder vermeintliche Experte eben ein solcher ist.
Allerdings bieten die Konten der Finanz-Influencer eine große Chance – und zwar, dass der breite Schnitt der Gesellschaft sich mit dem äußerst wichtigen Thema des Vermögensaufbaus vermehrt beschäftigt. Und dies über einen sehr adressatenfreundlichen Kanal wie die sozialen Medien.

17.03.2023

Prof. Dr. Alexander Zureck, MBA
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Mareike Junia Gaßmann
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